Eine der wohl bekanntesten Lehren der chinesischen Philosophie beschäftigt sich mit den Begriffen „Yin“ und „Yang“. Besonders der Daoismus stützt sich in vielen Bereichen auf die Annahme, dass sich die beiden Energien in Abhängigkeit voneinander entwickeln und entfalten.
Dabei stehen Yin und Yang nicht im drastischen Gegensatz zueinander, sondern sind eher als wechselwirkend und miteinander verbunden zu verstehen. Sowohl in der Philosophie als auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin spielt die Lehre des Yin und Yang bis heute eine wichtige Rolle.
Die Lehre von Yin und Yang
Sollen Yin und Yang näher erläutert werden, ist zunächst eine Übersetzung notwendig. So steht „Yin“ im Sprachlichen für die Schattenseite eines Berges oder Flusses und „Yang“ wird mit der Sonnenseite in Verbindung gebracht. Doch damit nicht genug, denn Yang steht außerdem für männliche, extrovertierte und aktive Energien, während Yin passiv, introspektiv und weiblich ist. Wäre Yang der helle und lebhafte Tag, so käme Yin in der ruhigen und dunklen Nacht zum Vorschein.
Nach dieser ersten Erklärung erscheint der Grundsatz von Yin und Yang als leicht verständlich und unkompliziert. In Wirklichkeit jedoch geht diese Lehre noch sehr viel tiefer und lässt sich auf zahlreiche weitere Gegensatz-Paare übertragen. Hierfür entscheidend ist, dass sich die Paare des Yin und Yang niemals ausschließen, sondern nur in Gemeinschaft existieren. Auch das Buch der Wandlungen „I Ging“ beschäftigt sich mit einer Definition. Hier werden Yin und Yang anhand von Beispielen näher erläutert. Sie stehen dabei unter anderem für die Wechselwirkung von Stärke und Schwäche, Gleichheit und Ungleichheit und erneut Männlichkeit und Weiblichkeit.
In der weiteren Entwicklung wurde immer deutlicher, wie weitreichend die Lehre des Yin und Yang ist. Wer sich mit ihr beschäftigt, wird Parallelen zum alltäglichen Leben, der Natur und des gesamten Kosmos entdecken. Beide Seiten stehen hier in einer immer fortwährenden Kommunikation miteinander und wechseln sich in der Ausprägung ihrer Stärke ab. Ist Yang gerade stark, so hält sich Yin zurück, während gleich darauf Yin dominiert und Yang abgeschwächt wird.
Ein beliebtes Symbol, das die beiden Energien auch optisch verdeutlicht, ist das runde Taijitu. Dieser Kreis, dessen Hälften durch eine s-förmig geschwungene Linie voneinander getrennt sind, symbolisiert die Bewegung der Energien.
Dass sich auf der Seite einer jeden Energie auch ein kleiner Punkt der gegensätzlichen Kraft finden lässt, verdeutlicht die Abhängigkeit und Verwandtschaft beider Pole.
Die Symbolik des Taijitu wird nicht nur im Daoismus und Neukonfuzianismus verwendet, sondern hat sich in aller Welt etabliert. Auch zeigten sich in frühen Relikten der Etrusker, Kelten und Römer ähnliche Formen.
Typisierung des Menschen
Yin und Yang sind wichtige Wegweiser in der traditionellen chinesischen Medizin, kurz TCM. Hier existieren insgesamt acht Kriterien, von denen zwei Yin und Yang sind. Um einen Menschen seiner Individualität entsprechend behandeln zu können, erfolgt zunächst eine Typisierung. Hierbei soll herausgefunden werden, ob eine Person zum Yin- oder Yang-Typ gehört.
Charakteristisch für einen Yin Menschen ist eher introvertiertes und stilles Verhalten. Eine solche Person macht sich bei Ärger nur selten Luft. Auch sind Menschen des Yin Typs eher schlank gebaut und neigen zu depressiven Verstimmungen. Weitere Hinweise auf das Vorliegen eines Yin Charakters sind wenig Hunger und Durst und ein Hang zu vegetarischer Ernährungsweise.
Demgegenüber steht der Yang Charakter mit seiner extrovertierten und impulsiven Art. Menschen dieses Typs sind oft kräftig gebaut und verfügen über wenig Geduld. Sie haben mehr Durst und Hunger als in Menschen und sind auch Fleisch und Alkohol nicht abgeneigt. Eine Person, die zur Eifersucht neigt und im Alltag gelegentlich emotionale Ausbrüche zeigt, gehört tendenziell eher dem Yang Typus an.
Yin und Yang in der Edelstein-Welt
Der eigene Lebenswandel, die Ernährung und die Kommunikation mit anderen Menschen sollten der TCM nach stets in Harmonie mit dem eigenen Typus erfolgen. In ähnlicher Weise lässt sich dies auch auf Edelsteine übertragen, denn auch sie tragen je nach Verarbeitung und Art Yin und Yang Energie in sich.
Wer gerne Heilsteine nutzt und sich von der Kraft der Edelsteine unterstützen lassen möchte, sollte auch deren Bezug zu Yang und Yin kennen. So wird vermutet, dass das Tragen oder Auflegen eines Steines mit einer bestimmten Energie für einen Ausgleich sorgen kann. Eine Person des Yin Typus, die sich in einer bestimmten Situation mehr Extrovertiertheit und Durchsetzungskraft wünscht, könnte diese der Annahme nach durch einen Stein des Yang Typus erhalten. Umgekehrt gilt Gleiches. Der Yang Typ könnte so durch einen Yin Stein zu mehr Ruhe und Gelassenheit finden. Auch wenn es sich hierbei nur um Annahmen und Vermutungen handelt, ist dieser Grundsatz sicherlich interessant.
So wird bei Edelsteinen vermutet, dass rohe und ungeschliffene Exemplare mehr Yang transportieren und geschliffene Steine mehr Yin ausstrahlen. Gänzlich voneinander trennen lässt sich dies jedoch nicht, denn jeder Yang Stein verfügt ebenfalls über Yin Elemente und umgekehrt. Lediglich deren jeweilige Ausprägung lässt sich vermutlich anpassen.
Diamant und Bergkristall gelten als Yang Steine, während dem Hemimorphit ein großer Anteil Yin Energie nachgesagt wird. Doch auch hier ist eine klare Unterscheidung nur selten möglich, denn Fachleute vermuten, dass es von jeder Steinart sowohl weibliche (Yin) als auch männliche (Yang) Exemplare gibt. Unterschieden wird hier nach links- und rechtsdrehenden Kristallen, wobei rechtsdrehende Exemplare mehr Yang übermitteln sollen und linksdrehende Steine mehr Yin.
Grundsätzlich also könnte sich jeder Edelstein der Annahme nach sowohl als Unterstützer für Yang als auch für Yin Charaktere eignen. Welche Energie in einem einzelnen Stein überwiegt, ist ein oft diskutiertes Thema und für Laien nur schwer herauszufinden. Daher ist es auch hier empfehlenswert, einen Experten für Yin und Yang Steine zu Rate zu ziehen.
Inwieweit sich Edelsteine und Heilsteine tatsächlich auf den Ausgleich von Yin und Yang auswirken, ist unklar. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege für die Existenz solcher Energien, weswegen auch die potenzielle Wirkung von Steinen auf den Menschen nur vermutet werden kann. Als alleinige Hilfs- oder gar Heilmittel bei körperlichen und seelischen Leiden oder gar als Ersatz für den Arztbesuch sollten diese Steine daher nicht gesehen werden.